Interview mit dem geschäftsführenden Vorstand Markus Höhenberger, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft NORIS eG, Nürnberg

Bedingt durch den Wegfall der Umlagefähigkeit von Kabel-TV-Entgelten zum 30. Juni 2024 wurde es notwendig, den vorhandenen Sammelvertrag der Genossenschaft ins Einzelinkasso zu überführen. Gleichzeitig sollte der zukünftige Ausbau mit Glasfaser thematisiert und eine Angebotsabfrage bei verschiedenen Netzbetreibern vorgenommen werden.

Markus Höhenberger, Vorstand der NORIS eG

Gemäß der genossenschaftlichen Vorgabe, eine gute, sichere und sozialverträgliche Versorgung der Mitglieder zu gewährleisten, wurde DSC Dietmar Schickel Consulting mandatiert, die Ausschreibung zur zukünftigen Medienversorgung für die mehr als 2.500 Wohneinheiten der Genossenschaft im Stadtgebiet Nürnberg durchzuführen.

Das Interview mit dem geschäftsführenden Vorstand Markus Höhenberger führte DSC-News.


Die Ausgangssituation:

Mit mehr als 2.500 Wohnungen ist die Wohnungsgenossenschaft NORIS eG einer der großen Vermieter in Bayern. Seit 1919 ist die Genossenschaft aktiv und bietet attraktive und moderne Wohnungen und innovative Dienstleistungen in vielen Stadtteilen von Nürnberg an. Bereits Ende der 1980er Jahre gehörten Kabel-TV- und Satelliten-TV-Angebote zum Standardangebot der Genossenschaft. Dabei wurden die Leistungen regelmäßig an die Bedarfe der Mitglieder angepasst. Hochwertige Fernsehangebote im Sammelinkasso wurden dabei um breitbandige Internetangebote ergänzt.

So wurden bereits 2014 erste Liegenschaften mit Glasfasern bis zum Gebäude (FTTB) angeschlossen. Günstige Konditionen und eine Laufzeit bis zum 31.12.2031 sicherten die Medienversorgung der Mitglieder für diesen Zeitraum. Notwendig wurde eine Ausschreibung über einen neuen Versorgungsvertrag für multimediale Dienste, da die Abrechnung der Entgelte mit dem Betreiber über einen Sammelvertrag erfolgte, der über die Betriebskosten abgerechnet wurde. Gleichzeitig sollte der Ausbau aller Wohneinheiten mit Glasfaser (FTTH) die zukünftige Medienversorgung für die Mitglieder gewährleisten.

Das Ergebnis:

Beim Abschluss eines neuen Vertrages wurden die anstehenden gesetzlichen Änderungen im Rahmen des Telekommunikationsmodernisierungsgesetzes berücksichtigt. Die eingereichten indikativen Angebote wurden geprüft und mit zwei Anbietern wurden weitergehende Bietergespräche vereinbart und finale Angebote abgefordert. Das endgültige Angebot des bisherigen Betreibers konnte letztendlich überzeugen.

Die weitere Versorgung der Genossenschaft erfolgt im Einzelinkasso zu hervorragenden Konditionen für die Mitglieder, wobei der neu vereinbarte Preis für die individuelle TV-Versorgung günstiger ausfällt als der bisher über die Betriebskosten abgerechnete Monatspreis. Außerdem wurde eine Vereinbarung zum zukünftigen Ausbau der Hausverteilanlage mit Glasfaser (FTTH) getroffen – spätestens bis zum 31.12.2028 erhalten alle Wohnungen einen Glasfaseranschluss.

DSC-News führte ein Interview mit dem Vorstand Markus Höhenberger

DSC-News:
Nach harten Verhandlungen haben Sie sich zu einer Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Ihrem aktuellen Versorger entschieden. Für das Kabel-TV-Einzelinkasso wurden unter anderem exzellente Konditionen vereinbart, aber auch der Wettbewerb hatte sich gut positioniert – warum die Entscheidung zur weiteren Zusammenarbeit mit dem bisherigen Betreiber?

Markus Höhenberger:
Wir haben uns die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht, aber letztendlich haben wir uns für eine weitere Zusammenarbeit mit dem bisherigen Partnerunternehmen entschieden, da uns tatsächlich die angebotenen Konditionen überzeugt haben. Beim Abschluss eines individuellen TV-Vertrags werden unsere Mitglieder letztendlich weniger bezahlen als wir bisher über die Betriebskosten für diese Leistung abgerechnet haben.

DSC-News:
Dies war sicherlich eine sehr positive Nachricht für Ihre Mitglieder. War es aber tatsächlich nur der Preis für Kabel-TV, der Sie überzeugt hat, oder spielten noch andere Faktoren eine Rolle?

Markus Höhenberger:
Selbstverständlich gab es für uns noch andere Kriterien. Natürlich war der wirklich hervorragende TV-Preis für unsere Mitglieder wichtig, aber wir arbeiten bereits mehr als 20 Jahre mit diesem Partner zusammen und es wurde deutlich, dass man darauf Wert legt, auch weiterhin mit uns zusammenzuarbeiten. Man verhandelte auf Augenhöhe und hatte verstanden, worauf es bei uns wirklich ankommt – nämlich die Versorgung unserer Mitglieder zu fairen und sozial-verträglichen Bedingungen zu gewährleisten – und dies hat man uns gegenüber dokumentiert. Zudem hat unser bisheriger Anbieter immer einen guten Job gemacht, warum sollten wir dann nicht daran festhalten.

DSC-News:
Herr Höhenberger, Sie haben als Genossenschaft bereits in der Vergangenheit ihre Mitglieder mit innovativen Dienstleistungen zufriedengestellt. So gehörte eine Internet-Versorgung für alle Mitglieder im Sammelvertrag bereits Anfang der 2000er zu einem festen Angebot Ihrer Genossenschaft. Für den wachsenden Breitbandbedarf haben Sie schon lange die Freigabe für Glasfaseranschlüsse bis zum Gebäude (FTTB) erteilt. Jetzt der nächste Schritt einer Komplettversorgung mit Glasfaser bis in jede Wohnung (FTTH). Was treibt Sie zu solchen innovativen Schritten?

Markus Höhenberger (lacht):
Auch hier der klare Hinweis, dass es erst einmal unsere Mitglieder sind, deren Bedarfe befriedigt werden müssen. Schon seit geraumer Zeit werden wir auf das Thema Glasfaserausbau bis in die Wohnung angesprochen. Wir wissen natürlich, dass es sicherlich noch einige Zeit mit der koaxialen Infrastruktur eine gute Internetversorgung geben wird. Aber wir sprechen hier von einer Brückentechnologie, die irgendwann in nächster Zukunft ihren Leistungszenit erreicht haben wird – die logische Konsequenz. Wenn man bereits über neue Verträge verhandelt, gehört das Thema mit auf den Tisch. Und letztlich bestimmt sich die Attraktivität und damit auch eine nachhaltige Vermietbarkeit über das, was man anbietet.

DSC-News:
Jetzt haben wir aber insbesondere im genossenschaftlichen Umfeld doch Altersgruppen, die nicht unbedingt einen Gigabit-Anschluss wünschen und vielleicht vom Glasfaserangebot überfordert werden. Abgesehen davon, dass das Ganze auch mit Aufwand für die Genossenschaft einhergeht. Wie gehen Sie mit diesen Themen um?

Markus Höhenberger:
Die Problematik ist uns absolut bewusst – wir wollen auf keinen Fall unsere Mitglieder überfordern und jetzt alles auf Glasfaser setzen. Wir sind dabei, ein Migrationskonzept umzusetzen, das einen schrittweisen Ausbau mit Glasfaser bis Ende 2028 vorsieht. Außerdem bleibt es natürlich noch bei der Versorgung über die koaxiale Infrastruktur, sodass wirklich jedes Mitglied in Zukunft entscheiden kann, welche Versorgungsart es bevorzugt.

DSC-News: Herr Höhenberger – vielen Dank für das Gespräch!

Wohnungsgenossenschaft NORIS eG, Nürnberg

Der 3. Oktober 1919 gilt als der Gründungstag der Genossenschaft. Die Gründung ging auf eine Anregung des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Geßler zurück. Ziel war, in der Nähe der Straßenbahnwerke Wohnungen für das Straßenbahnpersonal zu errichten.

Bereits am 04.11.1919 zählte die neu gegründete Straßenbahner-Baugenossenschaft über 500 eingetragene Mitglieder.

Anfang Oktober 1921 konnten bereits die ersten 24 Wohnungen und am 01.07.1922 weitere 38 Wohnungen den Mitgliedern durch Auslosung zur Verfügung gestellt werden. Auf behördliche Anordnung wurde in einer außerordentlichen Hauptversammlung am 28.12.1940 die Straßenbahnerbaugenossenschaft in „Wohnungsgenossenschaft NORIS eG“ umbenannt. Zwei Jahre später musste die Verschmelzung mit der „Baugenossenschaft Bürgerheim“ beschlossen werden. Nach dieser Verschmelzung verfügte die Wohnungsgenossenschaft NORIS eG über 123 Miethäuser mit 711 Wohnungen, 10 Ladengeschäften und 2 Büros sowie einer Baulandreserve von 23.688 qm. Leider wurde gegen Ende des 2. Weltkriegs vieles, was in 25 Jahren mit großem Idealismus und Aufopferung der Mitglieder aufgebaut wurde, wenn nicht total zerstört, so doch schwer beschädigt. Die Wiederaufbauarbeiten dauerten bis 1950.

Geschäftsstelle NORIS eG, Nürnberg

In den folgenden 10 Jahren hat sich der Wohnungsbestand um genau 1.000 Wohnungseinheiten auf 1.711 Wohnungen erhöht. Danach ging der Neubau in kleinen Schritten voran. Bis einschließlich 1997 wurden nur noch 310 Wohnungen gebaut. Die Überführung der ehemals gemeinnützigen Wohnungswirtschaft in die Steuerpflicht im Zuge der Aufhebung des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes zum 01.01.1990 hat die Genossenschaft vor eine neue Lage gestellt. Vorstand und Aufsichtsrat haben sich für den Status der „Vermietungsgenossenschaft mit partieller Steuerpflicht“ entschieden. Diese Entscheidung wurde auch in der neuen Satzung durch die Mitgliederversammlung am 21.06.1990 festgeschrieben.

Das Hauptaugenmerk der Genossenschaft liegt gegenwärtig auf dem Neubau und der energetischen Modernisierung ihres Genossenschaftsbesitzes. Auch das Wohnumfeld wird in diese Maßnahmen mit einbezogen. Damit bleibt die Wohnungsgenossenschaft NORIS eG stets auf der Höhe der Zeit.