Interview mit den Vorständen Sina Fiedler, Zoran Skorić und Marco Zanzow, Vaterländischer Bauverein eG, Berlin

Die Vorstände Zoran Skorić, Sina Fiedler und Marco Zanzow, v.r.n.l.

Die Umsetzung der Anforderungen des Telekommunikationsmodernisierungsgesetzes war Anlass für die Wohnungsgenossenschaft Vaterländischer Bauverein eG, die aktuelle Medienversorgung und die bereits vorliegenden Angebote zu hinterfragen und vor Abschluss eines neuen Gestattungsvertrages DSC Dietmar Schickel Consulting mit einer umfassenden Beratung zum Thema zu beauftragen.

Anlass für ein Interview mit den drei Vorständen. Sie hatten DSC das Beratungs- und Verhandlungsmandat erteilt.


Die Ausgangssituation:

Mit mehr als 2.000 Wohnungen gehört die Wohnungsgenossenschaft zu den attraktiven Vermietern in Berlin. Die Wohngebiete verteilen sich auf die Stadtbezirke Wedding, Reinickendorf und Steglitz. Durch den bisher vorhandenen „Sammelvertrag“ und den Wegfall der Umlagefähigkeit war es notwendig, den Vertrag mit dem bisherigen Betreiber aufzukündigen. Gleichzeitig wurden Angebote eingefordert, um eine weitere TV-Versorgung der Mitglieder zu gewährleisten und dabei den nächsten Schritt einer zukünftigen Medienversorgung mit Glasfaser vorzusehen.

Durch die komplexe Gemengelage entstand die Notwendigkeit, einen kritischen Blick auf die vorhandenen sowie die neu angebotenen Vertragsinhalte zu werfen. DSC Dietmar Schickel Consulting wurde eingeladen, im Rahmen eines Workshops einen Überblick über die TKG-Novelle zu geben und eine entsprechende Analyse und Neugestaltung der Verträge vorzunehmen. Im Oktober 2022 erfolgte die Mandatierung.

Das Ergebnis:

Nach intensiver Verhandlung wurde Anfang 2023 ein für alle Seiten zufriedenstellender Vertrag mit einem Betreiber über die weitere Versorgung über eine koaxiale Infrastruktur abgeschlossen und gleichzeitig eine Angebotsabfrage bei verschiedenen Anbietern zum Glasfaserausbau gestartet. Auch hier konnte im Oktober 2023 eine vertragliche Regelung herbeigeführt werden.

Neben einem geregelten Wechsel ins „Einzelinkasso“ zu attraktiven Konditionen für die Mitglieder der Genossenschaft wurden zudem eine Verbesserung des TV-Produktes und eine Vereinbarung zur Übernahme der koaxialen Hausverteilanlagen abgeschlossen. Ein weiterer Betreiber wurde mit der Installation der Glasfaser-Infrastruktur betraut, die entsprechenden wirtschaftlichen Parameter und Bedingungen vereinbart und in einem neuen Vertrag integriert. Eine Lösung, die insbesondere den Mitgliedern der Genossenschaft entgegenkommt, die bereits zeitnah einen hochwertigen und breitbandigen Glasfaseranschluss wünschen.

DSC-News führte ein Interview mit den drei Vorständen Sina Fiedler, Zoran Skorić und Marco Zanzow von der Vaterländischer Bauverein eG.

DSC-News:
Frau Fiedler, Ihre Genossenschaft gehört zu den innovativen Wohnungsunternehmen in Berlin und ist bei attraktiven Angeboten für die Mitglieder und technischen Innovationen stark engagiert. War eine Unterstützung durch einen Berater bei der Medienversorgung überhaupt notwendig?

Sina Fiedler:
So ähnlich waren unsere Überlegungen vor unserem Workshop mit DSC. Wir sind gut informiert, haben fachlich sehr starke Mitarbeiter und sind auch als Vorstände immer engagiert, wenn es um die Belange unserer Mitglieder geht. Wir haben aber dann doch feststellen müssen, dass die ein oder andere Markterfahrung ganz hilfreich sein kann, wenn es sich um die zukünftige technische Ausstattung unserer Wohnungsbestände handelt.

Zoran Skorić:
Insbesondere natürlich auch, wenn man die Gesamtentwicklung im Jahr 2022 berücksichtigt und auch die Verwerfungen des Energiemarktes berücksichtigt, die ebenfalls unsere volle Aufmerksamkeit erfordert haben. Hinzukommt, dass das Tagesgeschäft eigentlich immer Priorität hat und man dementsprechend kaum Zeit hat, sich intensiver mit der Materie zu beschäftigen.

DSC-News:
Mit der Mandatserteilung an DSC haben sie sich dann die notwendige Unterstützung gesichert und den avisierten Wegfall der Umlagefähigkeit durch die TKG-Novelle regeln können?

Sina Fiedler:
Wie schon vermerkt, diesen hätten wir sicherlich auch allein bewerkstelligen können. Fakt ist aber, dass viele sinnvolle oder erforderliche Punkte bei unseren Verhandlungen erst gar nicht zur Sprache gekommen wären. Hier hat uns das Know-how von DSC wirklich geholfen. Auch die Idee, eine separate Angebotsabfrage zum Glasfaserausbau vorzunehmen, hätten wir möglicherweise so nicht vorgenommen.

Marco Zanzow:
Gerade beim Glasfaserausbau waren wir doch sehr erstaunt, dass hier mehrere Anbieter großes Interesse an einer Versorgung unserer Bestände gezeigt haben. Wir hatten vorher schon registriert, dass unsere Mitglieder auf eine Versorgung mit Glasfaser angesprochen wurden und teilweise sehr positiv darauf reagiert haben. Daher war es gut, dass wir auch hier zeitnah eine Lösung präsentieren konnten.

DSC-News:
Das Modell, das jetzt mehrere Betreiber in ihren Beständen aktiv sind, ist dies für sie nicht aufwendiger, als wenn sie es nur mit einem Anbieter zu tun hätten?

Marco Zanzow:
Keinesfalls. Wir empfinden es nicht als störend oder aufwendiger, sondern freuen uns, dass wir unseren Mitgliedern eine solche Wahlmöglichkeit anbieten können. Diejenigen, die klassisch ihr TV-Angebot nutzen wollen und auch ein Internetprodukt bei ihrem Kabelnetzbetreiber buchen, sind zufrieden, aber auch die Mitglieder, die ihre Internetprodukte über die Glasfaser beziehen wollen, haben diese Möglichkeit. Außerdem gibt es ja noch eine dritte Infrastruktur, die unseren Mitgliedern zur Verfügung steht und eine mediale Versorgung ermöglicht – die bisherige Telefonleitung oder wie es wohl korrekt heißt, die Kupfer-Doppelader!

DSC-News:
Richtig, das heißt der freie Netzzugang für ihre Mitglieder, der sogenannte „Open-Access“ wird bereits in ihrem Bestand Realität und ist nicht nur eine theoretische Anforderung?

Zoran Skorić:
Angesichts der erheblich andauernden Unsicherheiten bei Energie und der wirtschaftlichen Entwicklung wollten wir mit unseren Entscheidungen ein deutliches Zeichen an unsere Mitglieder senden, dass wir zumindest im Bereich der Medienversorgung für verlässliche Parameter sorgen und hier auch voll und ganz für die Zukunft gewappnet sind!

DSC-News:
Trotzdem hat der Prozess doch relativ lange gedauert. Was war der Grund dafür?

Sina Fiedler:
Bedingt durch den Wegfall der Betriebskostenabrechnung bei der TV-Versorgung wollten wir natürlich sichergehen, dass hier frühzeitig ein optimales Ergebnis erzielt wird. Wir haben uns deshalb erst einmal auf den Abschluss eines Vertrages zur Versorgung mit Fernsehen über die koaxiale Infrastruktur zum 1. Januar 2024 geeinigt, bevor wir dann in den Prozess der Glasfaser Angebotsabfrage eingestiegen sind. Das heißt, wir haben bei den Verhandlungen mit dem bisherigen Betreiber der koaxialen Infrastruktur sehr deutlich gemacht, dass wir dies nicht in einem Vertrag abhandeln würden. Wir hatten zudem eine ziemliche Erwartungshaltung aufgebaut, mussten aber natürlich auch feststellen, dass zumindest in der koaxialen Welt auch das Netzeigentum eine wichtige Rolle spielt, was im neuen Vertrag jetzt einfacher geregelt wurde. Letztendlich konnten wir aber einen ausgezeichneten Preis für das Einzelinkasso verabreden und das Fernsehprodukt um kostenfreie HD-Programme der privaten Senderfamilien anreichern. Zudem hat jetzt jedes Mitglied zukünftig auch die freie Wahl eines Internetanbieters über verschiedene Infrastrukturen, was wir ebenfalls als großen Erfolg verbuchen.

DSC-News:
Das heißt, sie sind mit den erzielten Ergebnissen zufrieden?

Sina Fiedler:
Absolut. Mit den jetzt abgeschlossenen Ergebnissen sind wir als Vorstände sehr zufrieden, zumal die Preis- und Produktgestaltung für unsere Mitglieder sehr wichtig war. Da wir aber nicht nur die Fernsehversorgung, sondern auch die zukünftige Internetversorgung im Blick hatten, sind wir auch über vertragliche Zusagen, was Bandbreite und Netzausbau bei beiden Infrastrukturen betrifft, sehr zufrieden.

Marco Zanzow: Für die Zukunft sind wir damit gut gerüstet und schauen entspannt auf die weitere Medienentwicklung, auch wenn einem bei der derzeitigen Marktdynamik schon einmal die Übersicht verloren gehen kann.

DSC-News: Frau Fiedler, Herr Skorić, Herr Zanzow, vielen Dank für das Gespräch!

Vaterländische Bauverein eG

Die Vaterländischer Bauverein eG gründete sich 1902 mit dem Anliegen, Wohnungen für alle Stände und Schichten des Volkes zu bauen. Sie sollten wohnlich einander nähergebracht werden. Hinzu kam der wegweisende Anspruch an die geplanten Wohngebäude. Diese sollten so gebaut werden, dass ein gesundes Leben ermöglicht wird, aber die Miete für jeden bezahlbar bleibt. Das war für damalige Zeiten äußerst fortschrittlich.

Im Laufe der Jahrzehnte verlor die Genossenschaft ihre Grundprinzipien nie aus den Augen. Was die christlich-nationalen Gründer begannen, führten die nachfolgenden Generationen weiter, indem sie den hohen Standard in der Qualität der Wohnungsversorgung beibehielten sowie den zeitgemäßen Anforderungen an Wohngebäude anpassten. Sie bewahrten und vertieften ebenso den genossenschaftlichen Gedanken, der im friedlichen Miteinander aller Mitglieder begründet ist, egal welchen persönlichen Hintergrund der einzelne hat.

Auch heute bedeutet in unserer Genossenschaft zu wohnen – sicher zu wohnen. Unser Streben gilt nach wie vor dem Erhalten wie Schaffen einer guten Wohnqualität zu bezahlbaren Mieten. Die aktuell 2096 Wohnungen der Vaterländischer Bauverein eG befinden sich in den Berliner Bezirken Wedding, Reinickendorf und Steglitz. Hier haben Menschen unterschiedlichster Herkunft ein Zuhause, die mitunter schon seit vielen Jahrzehnten der Genossenschaft treu bleiben.