Ein Rückblick: Immobilienwirtschaft trifft Glasfaser

Am 9. September fand unter dem Titel Immobilienwirtschaft trifft Glasfaser der erste DSC-Kongress im Stellwerk-Nordbahnhof, Berlin statt. Gleichzeitig wurde das Programm in einer Live-Übertragung im Netz ausgestrahlt.

Die positive Resonanz mit über 170 Teilnehmer in Präsenz und Online, auch auf Referenten und Ausstellerseite, übertraf alle Erwartungen. Der Einladung folgten Interessierte aus Immobilienunternehmen und Wohnungswirtschaft, ebenso wie Vertreter von Verbänden, Netzbetreibern und Technologieanbietern.

Immobilienwirtschaft trifft Glasfaser

Am 9. September fand im Stellwerk Nordbahnhof in Berlin die erste „Praxis-Werkstatt für Netzebene 4 – Migrationsszenarien für den Glasfaserausbau“ statt. In Präsenz und als Streaming wurden die Vorträge der verschiedenen Referenten präsentiert und vom Medienwissenschaftler Prof. Dr. Groebel amüsant und anekdotenreich anmoderiert. Nach der Begrüßung durch den Hausherr Tim Brauckmüller, ateneKom wurde für die teilnehmenden Immobilienunternehmen eine Fülle an unterschiedlichen Versorgungsmodellen und Szenarien für den Glasfaserausbau geboten.

Vorgaben der Wohnungswirtschaft

Der Rahmen der Veranstaltung wurde von Ulrich Jursch, Geschäftsführer degewo netzWerk GmbH, Berlin vorgegeben. Er artikulierte die Forderungen und Belange der Immobilienunternehmen, als auch die Interessenlage der Mieter deutlich. Sein Credo den Fokus auf Attraktivität setzen, einen technischen Mindest-Standard schaffen und gemeinsam als Wohnungsunternehmen und Anbieter mit Produktqualität überzeugen, erweiterte er mit dem Hinweis auf Fairness, Seriosität und Kooperation. Eine Zusammenarbeit auf „Augenhöhe“ wurde zum bestimmenden Begriff seines Vortrages und wurde von den nachfolgenden Referenten als wichtige Botschaft aufgegriffen.

Recht und Praxis

Die mittelständischen Kabelnetzbetreiber sind bereit, den Glasfaserausbau aktiv voranzutreiben, so Heinz-Peter Labonte, Vorstand des FRK Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation im Dialog mit Moderator Jo Groebel.

Als erster Praxisbericht folgte ein Vortrag von Gábor Csomor, Geschäftsführer willy.tel GmbH, Hamburg. Mit über 70.000 installierten Wohnungen ein Unternehmen, das bereits seit 2010 Glasfasernetze installiert und zu den Pionieren des Glasfasernetzausbaus gehört.
Seine detaillierte Schilderung der Vorgehensweise und der Titel des Vortrages „Keine Angst vor FTTH-Ausbau im Bestand“ nahmen die Teilnehmer auf eine Reise mit, an deren Ende das Ziel eines Surfens mit nahezu unbegrenzten Geschwindigkeiten (heute 1 Gigabit/s, morgen 10 Gigabit/s und höher) aufgezeigt wurde. Weitere wichtige Hinweise waren dabei nicht einzelne Wohnungen sukzessive anzuschließen, sondern Kabelschächte, Leerröhrchen und Schornsteine sofern vorhanden zu nutzen, ansonsten Eckkanäle in den Wohnungen zu verbauen und alle Wohnungen eines Hauses auf einmal mit einem Glasfaseranschluss zu versorgen. Auf seine selbstgestellte Frage „Warum klappt es bei uns so gut“, war die Antwort keine Überraschung. Für willy.tel steht die enge Zusammenarbeit mit Immobilienunternehmen im Vordergrund und führt zu einem gemeinsamen Erfolg beim Glasfaserausbau.

Dr. Christoph Enaux von der Berliner Anwaltskanzlei Greenberg Traurig erläuterte mit Hinweisen auf Rahmenbedingungen, Versorgungsmodelle und Fallstricke bei Glasfaserbau die Schwierigkeiten bei der Anwendung und Umsetzung des Telekommunikationsmodernisierungsgesetz (TKG-Novelle). Zwar gebe es neue Versorgungsmodelle für die Wohnungswirtschaft, allerdings seien diese generell auf den Prüfstand zu stellen und jeweils Risikoabwägungen vorzunehmen.

Eine Gesprächsrunde mit Dr. Claus Wedemeier, Referatsleiter Demografie und Digitalisierung, GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. und Uwe Rehnig, Unternehmer in Vertretung des FRK Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation thematisierte die Modernisierung der aktuellen Gestattungsverträge. Diese seien nicht mehr zeitgemäß und könnten zum Beispiel mit den derzeitigen Laufzeiten keine Refinanzierung der neuen Glasfasernetze gewährleisten. Neue Laufzeiten von bis zu 15 Jahren seien sicherlich mehr zeitgemäß. Kontrovers wurde die Botschaft der letzten Jahrzehnte „Herr im eigenen Haus“ im Zusammenspiel zwischen Wohnungswirtschaft und Netzbetreiber diskutiert – der Eigentumsübergang sollte nach einer bestimmten Laufzeit auf die Wohnungsunternehmen erfolgen, die Leistungserbringung aber darüber hinaus bei einem Netzbetreiber verbleiben. Auch über ein dauerhaftes kostenfreies Nutzungsrecht des investierenden Netzbetreibers ist man sich noch nicht abschließend einig, aber in Kürze soll ein erster Vertragsentwurf für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Immobilienwirtschaft und Netzbetreiber vorgestellt werden.

Einen Blick auf die Herausforderungen, Chancen und Perspektiven des Glasfaserausbaus aus Sicht eines Plattformbetreibers ermöglichte Markus von Voss, Geschäftsführer der purtel.com GmbH, München. Für ihn führt der Glasfaserausbau zu mehr Flexibilität bei IP-Diensten, wodurch direkte Beziehungen zu Kunden, aber auch die Wettbewerbsintensität steigen werden.

Ein weiterer Praxisbericht aus der Lausitz von Andreas Paul, Mitglied der Geschäftsleitung der Lausitzer Mediengruppe dokumentierte, dass auch regionale Aktivitäten bei der Errichtung von Glasfaser in Gebäuden auf positive Resonanz stoßen. Mit der Konzentration auf den Glasfaserausbau verzeichnet das Unternehmen wachsende Teilnehmerzahlen und zufriedene Kunden. Für ihn ist ein richtig geplantes Glasfaser-Inhaus-Netz das ideale Medium, um hohe Bandbreiten und geringe Latenz zu gewährleisten. Dabei wird das Produkt TV den Kunden so bereitgestellt, wie sie es gewohnt sind.

Auch das Thema „Glasfaserbereitstellungsentgelt“ wurde behandelt. Wolfgang Heer, Geschäftsführer des BUGLAS – Bundesverband Glasfaseranschluss e.V. zeigte die Ergebnisse einer Umfrage unter den Mitgliedern des Verbandes. Nur eine geringe Zahl von Unternehmen greift die Möglichkeit eines „Glasfaserbereitstellungsentgeltes“ auf. Bemängelt wurde neben der geringen Höhe auch der damit einhergehende bürokratische Aufwand. Der eigenwirtschaftliche Ausbau stehe immer noch an erster Stelle.

Klares Bekenntnis zum Glasfaserausbau der Netzebene 4

Mit einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Veranstalter Dietmar Schickel, DSC ging die Veranstaltung zu Ende. Teilnehmer dieser Diskussionsrunde waren Rüdiger Schmidt, Geschäftsführer und Chief Sales Officer Tele Columbus Gruppe/PΫUR, Marcel Witte, Leiter Vertrieb Wohnungswirtschaft Deutsche Telekom und Soeren Wendler, Geschäftsführer und CSO Deutsche GigaNetz. Alle Teilnehmer betonten die enge Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft und erläuterten ihre strategischen Ansätze für den Glasfaserausbau. Dabei wurde auch das Thema „Open Access“ die freie Anbieterwahl durch Mieter diskutiert. Rüdiger Schmidt begrüßte jede Form von Wettbewerb und machte deutlich, dass an der Migration zu Glasfaser im Haus kein Weg vorbeiführt. Marcel Witte betonte, dass die Telekom sich voll auf den weiteren Glasfaserausbau fokussiert und ging in seinem Statement so weit, auch bestehende Infrastrukturen dritter Anbieter zu akzeptieren. Der Kunde solle seine Wahl nach Angebot und Qualität treffen. Gemeinsam vermerkten die Diskutanten, dass es notwendig sei weitere Aufklärung zu betreiben, um den Wohnungsunternehmen mögliche Ängste vor einem Umstieg auf Glasfaser zu nehmen.

Soeren Wendler, als Vertreter eines alternativen Netzbetreibers: „Für die Deutsche GigaNetz GmbH gehört die Wohnungswirtschaft wie selbstverständlich zur wertgeschätzten Zielgruppe. Aufgrund unserer vielen Ausbaugebiete, in denen wir stets den Vollausbau anstreben, stellt die Glasfaseranbindung von Mehrfamilienhäusern wie auch der Wohnungswirtschaft eine ganz natürliche Bewegung dar.“

Nach der Veranstaltung vermerkte ein Teilnehmer: „Das Format und die Vorträge empfand ich sehr bereichernd – eine Wiederholung ist auf jeden Fall angebracht.“

Fotos zur Veranstaltung können hier angesehen werden.
DSC dankt allen Referenten und Sponsoren für ihre tatkräftige Unterstützung.

Ansprechpartner:

Johanna Schneider
j.schneider@schickel.de
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